Sonne im Steinbock

Erstes Winterzeichen - bewegend, weiblich - Element Erde.

Stichwort: Eigensinniger Lebenskern.

Diese Charaktere bewegt der Ehrgeiz, etwas auf dieser Welt zu erreichen, ja, die Gipfel zu besetzen! Sie sind dabei oder dadurch sehr eigensinnig; einmal stützen sie sich ganz auf die  Realitäten, dann wiederum schlagen sie sehr ungewöhnliche Wege, scheinbare Umwege ein, die sich aber später als richtig erweisen, um als erster ans Ziel zu gelangen. Ihre Zähigkeit ist erstaunlich, auch ihre Regenerationskraft, die aus einer gewissen Kargheit resultiert. Manchem traut man nach seinem Erscheinungsbild diese Leistungskraft gar nicht zu, aber sie alle halten durch, ob Frau, ob Mann. Hinzu kommt, daß sie sich ungemein konzentrieren können, sie versinken fast in ihre Aufgabe und sind sehr besonnen, wenn es um etwas Besonderes geht. Ist erst der Startschuß erfolgt, dann ist der Marsch nach oben, nach vorn fast wie vorgezeichnet: kein Explodieren am Start, kein langsames Angehenlassen, kein Zwischenspurt, sondern ein konsequenter Gleichschritt. Kräfte werden nicht vergeudet, aber auch nicht gespart, und so ist das Ziel immer sichtbar vor Augen. Aus dem Wunsch heraus, nach dem ersten Schicksalsschlag nie wieder hilflos ausgeliefert zu sein, haben sie eine Grundsätzlichkeit an sich, die andere oft erstarren läßt. Sie stellen sich auf alle Widrigkeiten des Lebens ein und erreichen einen Gipfel nach dem anderen. Da allerdings ängstigt sie dann die Einsamkeit, denn Schritt konnte kaum einer mit ihnen halten. Aber die Einsamkeit zwingt sie nicht zur Umkehr, im Gegenteil! Wenn die Luft schon dünn ist, dann brauchen sie eben mehr Luft, also noch weiteren Freiraum!

Kaum ein anderer Charakter überwindet Hindernisse so im Gleichmaß, so stetig; hier wird keiner Hürde ausgewichen - sie wird beiseite geräumt. Aber nicht nur der Drang, nach oben zu kommen, ist beachtlich, auch das »Wie« des Weges. Angespannter Fleiß wird eingesetzt, man ist ständig bereit, zu lernen, man erträgt gelassen Kritik, verwertet alles und zieht aus allem Folgerungen. Das Werkzeug wird nüchtern gepflegt und stets erneuert. Diese Charaktere wissen nämlich um den Wert der Beständigkeit, die notwendig ist, um nicht nur auf den Gipfel zu kommen, sondern diesen Gipfel auch ein Leben lang zu besetzen. Vor nichts haben sie mehr Angst als vor dem Absturz, und diese Angst mobilisiert immer neue Kräfte in ihnen. Da aber dieser Einsatz stets Kraft kostet, muß sie woanders eingespart werden. Also ist man bescheiden, sparsam, und wahrt seine Gefühle, verausgabt sich also nicht im privaten Bereich - mit einer Ausnahme: wenn es die Familie betrifft. Denn Mütter, die ihre Sonne im Abschnitt Steinbock stehen haben, sind stark auf ihre Kinder ausgerichtet; sie sollen die Gipfel erklettern. So wird nur an das Wohl der Kinder gedacht und dafür gelebt. Sonst schont man jedoch seine Gefühle, seine Kraft, seine Nerven. Nur seinen Magen kann man manchmal überstrapazieren, also isst man gut und fett! Wenn allerdings der Arzt eine Diät verordnet, hält man sie ein.

Lange Diskussionen und Geschwätz bringen nichts ein, und die Zeit ist zu kostbar. Lieber macht man Überstunden, oder man wendet sich zusätzlich einer Sonntagsarbeit zu. Diese Charaktere sind recht nüchtern und doch zum Großen hin orientiert. Sie verlassen nie die realen Möglichkeiten, schöpfen sie aber voll aus. Sie sind recht trocken; man findet hier wenig Selbstironie, eher scharfen Witz und freche Antwortreaktionen. Sie verzetteln sich nicht, engagieren sich wenig. Freunde sind also kaum auszumachen, von Gesellschaften ganz zu schweigen. Aber treu sind sie, anhänglich und auch dankbar, wenn sich die materielle Dankbarkeit auch in Grenzen hält. Da ist man eher etwas geizig zu schwer hat man für die realen Werte gearbeitet, um sie nun so wegzuschenken. Ihr Lebenssystem scheint einfach und leicht zu durchschauen, aber sie sind vielseitiger als man denkt, denn in ihnen steckt auch etwas Philosophisches, mehr zum Pessimismus hinneigend, was wiederum ihren Überlebenswillen betont. Oft scheinen sie Prinzipienreiter zu sein, aber dazu kennen sie zu wenig Prinzipien, die sie allerdings hochhalten. Ihre Grundgesinnung ist auch nicht umzuwerfen, denn ändern, das kommt nicht in Frage, immerhin haben ja Kindheitseindrücke den Charakter stark geprägt. Einen Vorteil haben sie allen voraus: Sie wissen um den langen Weg, den man braucht, um es zu etwas Dauerhaftem zu bringen! Darauf sind sie also schon von klein auf eingestellt. Also verrechnen sie sich nicht und kennen kaum Verzweiflung, weil Rückschläge einkalkuliert sind. Wenn jemand besser startet, dann verwundert es sie zwar, aber es stört sie nicht. Sie wissen um ihre beständige Kraft und vertrauen ihr.

Ihre Heiterkeit ist etwas mit Galgenhumor durchsetzt. Ausgelassen lustig sind sie zwei oder dreimal in ihrem Leben; das Lachen ist bei ihnen nicht zu Hause, aber auch nicht das Weinen. Tränen werden unterdrückt, die darf es nicht geben, die wären ja ein Zeichen von Schwäche - das gilt für Frau wie Mann. Mißtrauisch werden sie, wenn jemand sie neckt, wenn sie auf den Arm genommen werden; das haben sie nicht gern, sie können dem keinen Sinn abgewinnen und verziehen sich deshalb recht schnell aus so einem Kreis. Auch von versteckten Angriffen halten sie nichts - sie sind für Offenheit.

Im Innern können sie weich sein, sogar sehr gefühlvoll, aber das Gefühl darf den Aufstieg nicht stören. So ertragen sie eigentlich harte Zeiten besser als gute, und in Notzeiten machen sie auch mehr von sich reden! Kunst wird als Atempause genossen, weil sie auch die inneren Kräfte stärkt. Daher soll Kunst verständlich und nicht übertrieben sein. Diese Charaktere sind die Marathonläufer des Lebens, denn für sie ist der Marathon eine Kurzstrecke.

Beruf

Diese Charaktere scheuen keine Arbeit! Sie sind also überall einzusetzen und fangen ohne sich zu zieren auch ganz unten, also mit Gelegenheitsarbeit an. Stellt man sie an einen Platz, ist der dann gut besetzt. Es kann dem Chef passieren, daß er diese Arbeitskräfte fast vergißt, weil er nichts mehr von ihnen hört. Aber wenn eines Tages der Betrieb wackelt, dann sind sie zur Stelle; dann zeigen sie, daß sie sich eine umfassende Kenntnis ihres Arbeitsumfelds erworben haben, dann packen sie zu, und in der Pleite steht allein ihre Abteilung so gut da, daß von hier die Erneuerung einsetzen kann.

So sind sie prädestiniert als gute Teamleiter, als verläßliche Mitarbeiter im Betriebsrat; sie folgen keinen radikalen Parolen, aber sie verlieren auch nie das Ganze aus den Augen und kümmern sich um jeden.

Verbesserungsmöglichkeiten führen sie ohne Aufhebens ein; läßt sich Arbeit rationalisieren, wird rationalisiert, und alles läuft dabei wie am Schnürchen, die Umstellung hat keinen Lärm verursacht.

Sie setzen ausrangierte Postkutschen wieder in Bewegung, sie stellen die Weichen, wenn die Konjunkturlandschaft unübersichtlich geworden ist.

Auch für Dreckarbeit geben sie sich her, aber den Dreck trampeln sie sich stufenartig zurecht, und auf dieser Treppe steigen sie dann nach oben. Wenn so ein »Steinbock« dann auftaucht, nimmt man ihn auf, man braucht ihn ja auch. Was sie stürzen könnte, ist die mangelnde Gesundheit, denn sie strapazieren sich auch extrem; doch sie sind zäh und brauchen nicht einmal eine Kur, die lehnen sie ja auch als Mumpitz ab.

Glückskinder oder solche, die sich dafür halten, kommen allerdings mit diesen Charakteren schwer zurecht. Sie finden nämlich keinen Anklang. Wer die Sonne im Abschnitt Steinbock stehen hat, der kann auch scharf beobachten, der findet automatisch das Wertvolle aus dem Massenangebot heraus. Faulheit, Prahlerei, Phrasen fallen hier ab, werden als lächerlich empfunden.

Aber in der Leistungsbeurteilung sind diese Menschen gerecht. Wenn jemand etwas kann, dann wird er ins Team aufgenommen, wenn jemand verdientes Glück hat, dann wird sich mitgefreut, denn neidisch sind sie im Grunde nicht. Wütend werden sie nur, wenn jemand ihnen unverdient vorgezogen wird. Dann kann es im Direktionszimmer laut hergehen, dann muß der Personalchef nachgeben!

Auch das Vermögen ist bei ihnen im Grunde gut aufgehoben; brauchen sie einen Vermögensverwalter, muß der gut rechnen können. Sie fallen nur einmal rein, aber das gründlich, dann haben sie ihre Lektion gelernt. Lernen können sie bis ins hohe Alter, sie sind wißbegierig, solange sie meinen, daß man das braucht. Bei ihrem Einsatz sollte man stets ihren Eigensinn beachten, oder man gebe ihnen diffizile Aufgaben. Wo alles glatt geht, sind sie fehl am Platze, denn sie können mehr.

Liebe und Bindungen

In der Liebe gibt es im Grunde nur nüchterne Bindungen. Das kann der Wunsch nach Kindern sein oder ein gemeinsames Ziel, eine gemeinsame Existenz. Die Erfahrung einer sexuellen Leidenschaft ist zwar möglich, aber nicht ausschlaggebend für die stete, feste Bindung. Sich selbstverlieren ist eigentlich ein Fremdwort, und wenn es mal passiert, kommen diese Charaktere sehr schnell auf den Teppich der Tatsachen zurück.

Dabei herrscht eine starke Gefühlskraft vor, oft einengend, aber es tut gut, diesem ausgeprägten Gefühl begegnet zu sein. Es verträgt jedoch keine Enttäuschungen, und darf nicht den Lebensweg stören! Dann wird wenn es sein muß das innere Erleben zurückgestellt oder so zurückgedrängt, daß sich der Partner fragen muß, ob es sich hier noch um den gleichen Menschen handelt.

Ist eine Mutter oder ein Vater sehr auf Kinder fixiert, existiert der Partner in der Ehe nur noch am Rande. Ist der Mann oder die Frau voller Berufsehrgeiz, dann muß die ganze Familie das mittragen und selbst Monate auf ein Familienleben verzichten. Bindungen werden fürs Leben eingegangen, halten aber nicht immer so lang, denn zuviel wird im Beruf anvisiert. Die Kinder werden nüchtern erzogen, auf Ehrgeiz gedrillt. Sie sind leicht altklug, geben Alltagsweisheiten von sich, die sie kaum verdaut haben, doch sie sind die ersten in der Klasse.

Gefahren

Die Hauptgefahrenpunkte sind der Egoismus, die Egozentrik und der Ehrgeiz. Dazu kommt ihre beachtliche Sturheit bis hin zum Starrsinn. So leicht geben sie nicht nach, schon gar nicht, wenn sie recht haben. Aber auch im Unrecht ist ihr Starrsinn phänomenal. Mancher beißt sich da seine Zähne aus. Allerdings kann der Starrsinn so gesteigert werden, daß man die Realitäten völlig aus den Augen verliert, man meint zwar, real zu handeln, ist aber bereits ins Abseits geraten. Dann folgt meist ein sehr böses Erwachen, weil oft eine Existenzgefährdung eintritt. Auch sind sie prädestiniert für seelische Krankheiten. Da kann bei einem sehr ruhigen Menschen Hysterie ausbrechen oder sich langandauernde Müdigkeit einschleichen. Ihre Seelenlage ist für ihre Gesundheit mitentscheidend. Das Alleinsein ist ein Problem für sie. Zunächst scheint es ihnen nichts anzuhaben, aber die Einsamkeit macht sie krank, und wenn sie sich noch so verbissen allein und tüchtig hinstellen, es nagt in ihnen drin, bis es sie zerfrißt. Je härter sie auf ihre Umwelt reagieren, umso stiller wird es um sie - es ist ihre Tragik, daß sie das nicht sehen, wo sie doch sonst so nüchtern sind; aber da verläßt sie das kluge Denken. Auch begreifen sie schwer, daß es im Leben Momente gibt, wo Vernunft allein nicht hilft. Gefahr: zu starker, egozentrischer Ehrgeiz.

Vorurteil

Aus der Sicht anderer sind diese Charaktere von einer starren Egozentrik getrieben, sie sind immer ernst und verbissen darauf versessen, die Gipfel zu erreichen. Sie sind die Streber des Lebens, die es allen anderen zeigen wollen, dabei humorlos und spröde. So kennen sie auch keine Lebensfreude und fassen das Dasein nur als Bewältigungsproblem auf, wehe, wenn solche Menschen Prüfer von anderen werden! Das ist falsch gesehen: Diese Charaktere haben ein Lebensziel, das ihnen Sinn und Halt gibt. Sie wollen das Leben nutzen und es ausfüllen, sie wollen auch, daß man von ihnen spricht, aber das soll leistungsbezogen sein. Das Leben zu meistern im ewigen Eis oder in der dunkelsten Nacht, das ist ihre Aufgabe! Nicht aufzugeben, sondern durchzuhalten, das ist ihre Devise. Und sie geben Mut, weil sie jedem zeigen, wie weit man es bringen kann. Der Aufstieg kann über Generationen gehen, aber er funktioniert. Sie zeigen, wie man aus dem Schatten heraustritt, ohne anzugeben oder zu blenden, ohne zu Tricks oder Bestechung zu greifen. Sie sind anstrengend in ihrem Anspruch, aber sie leben ihren Arbeitseinsatz vor. Sie finden immer eine Aufgabe, wenn andere bereits ihre Rente beziehen.

Der Abschnitt Steinbock wird von Saturn beherrscht; steht also die Sonne in diesem Abschnitt, hat sie einen saturnischen Charakter, sie ist prüfend und schattenhaft.